Leverkusen. Ihr Haupt-Element ist auf jeden Fall das Feuer. Kraftvoll und virtuos stellte sich Tamar Beraia dem Publikum von Bayer Kultur vor. Die Pianistin aus Georgien wurde mit Beginn dieser Saison ins Start-Programm aufgenommen. Drei Jahre lang wird die 28-Jährige nun von Bayer gefördert, unter anderem durch Verpflichtungen im Klavierzyklus. Nach einem rauschenden und ziemlich anstrengenden Konzert, stellte sie sich den Zuhörern auch noch persönlich vor.
Von Monika Klein
Als Kind einer Musikerfamilie bekam sie mit fünf Jahren den ersten Klavierunterricht bei ihrer Mutter. So ganz freiwillig habe sie sich nicht immer zum Üben hingesetzt, bekennt die leidenschaftliche Pianistin. “Ich war ein wildes Kind und wollte lieber Fußball spielen.” Das Wilde hat sie sich jedenfalls bewahrt, dabei aber sehr wohl eine sensible Feinnervigkeit entwickelt. Beides brauchte ihr Programm mit Klaviermusik über die vier Elemente.
Dass Tamar Beraia viel Wert auf eine charakteristische Anschlagtechnik legt, wurde bereits in den ersten acht Takten von Ludwig van Beethovens 15 Variationen mit Fuge in Es-Dur, den Eroica-Variationen, deutlich. Dass dieses Konzert weder langweilig werden oder zum zurückgelehnten Genießen verleiten würde, ebenfalls. Es brodelte und knisterte vor Energie und selbst die ruhigeren Passagen verloren nichts von der Spannung. Ohne merkliche Unterbrechung ließ Tamar Beraia illustrative Kompositionen von Claude Debussy und zeitgenössische Elemente-Kompositionen von Luciano Berio ineinanderfließen. Eine vielleicht ungewöhnliche Praxis, die aber durchaus Wirkung zeigte.
Luft-, Wasser-, oder Feuerklavier sind die lautmalerischen und effektvollen Berio-Stücke überschrieben. Kein harmloses Säuseln des Windes, sondern eine Wetterlage, die sich zum massiven Sturmtief aufbaut und auch wieder in ausrollenden Läufen beruhigt. Deutlich sinnlicher dagegen die angeschlossenen Debussy-Stücke, etwa die glitzernden Wasserreflexe “Reflets dans l’eau” aus den Préludes.
Mit einem heißen und rhythmischen Feuertanz “Danse rituelle du feu”, einer Ballettmusik von Manuel de Falla, bescherte Tamar Beraia den Zuhörern ein erstes bravouröses Finale zur Pause. Das zweite Finale von Maurice Ravel war dem Element Erde zuzuordnen. Gnom Scarbi sah man bei diesem Spiel förmlich über den Boden wirbeln.
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