OLPE. Mit Tamar Beraia gastierte zum Auftakt der beliebten Konzertreihe Piano Solo des Kunstvereins Südsauerland eine junge, hoch begabte Pianistin im großen Saal des Olper Kreishauses. Und was diese junge Dame den Zuhörern an musikalischen Leckerbissen servierte, begeisterte das Olper Auditorium auf ganzer Linie!
Die eröffnenden Rondos C-Dur und G-Dur gefielen in der Interpretation Beraias durch die insgesamt schlichte und gleichzeitig in höchstem Maße authentische Darbietung. Die sehr ansprechende Umsetzung lebte dabei von einem sehr differenzierten, treffenden Ausdruck, agogischen Raffinessen und mit Übersicht dargebotenen musikalischen Entwicklungen und Spannungsverläufen.
Verblüffende Leichtigkeit
Schon eingangs offenbarte die Künstlerin ein verblüffendes Maß an virtuoser Leichtigkeit und Spielfreude. Dieser Eindruck verfestigte sich sodann in Beethovens Sonate G-Dur op. 14 Nr.2. Sehr treffend griff die junge Künstlerin hier das leicht beschwingte, heitere Idyll des eröffnenden Allegros musikalisch auf und präsentierte den Zuhörern einmal mehr ein sehr rundes, in sich geschlossenes Klangbild. Gefühlvoll und mit hoher musikalischer Sensibilität verstand sie es, die dem Kopfsatz innewohnenden dramatischen Steigerungenund Kontrastierungen mit sehr viel Liebe zum Detail am Flügel umzusetzen. Im folgenden Andante erhielt jede Variation der Melodie über dem stets unveränderten harmonischen Grundgerüst eine ganz individuelle Note, während das finale Scherzo durch die perfekt dargebotenen rhythmischen Konflikte mit viel Witz und Charme angereichert war.
Einen klanglich sehr reizvollen Schlusspunkt des ersten Teils setzte die Ausnahmekünstlerin am Steinway mit Klaviermusik von Isaac Albéniz, aus dessen folkloristisch inspirierterSuite „Iberia“ (1905-1908) die Stücke „Almeria“ und „El Puerto“ erklangen, die dem Interpreten ein hohes Maß an pianistischer Virtuosität abverlangen. Tamar Beraia meisterte auch hier alle technischen Klippen mit scheinbarer Leichtigkeit.
Nach der Pause dann Chopin: Die Interpretation der Klaviersonate Nr.2 b-moll op. 35 verzauberte die Zuhörer durch das in der Komposition angelegte, sehr vielfältige musikalische Ausdrucksspektrum. Dabei berührte das Publikumvor allem der populäre „Marche funebre“ (3. Satz), der mit beeindruckender emotionaler Intensität die tiefe Melancholie der Musik erfahrbar machte, bevor das aufgewühlte Gefühlschaos des finalen Presto-Satzes als gelungener Kontrast eine in allen Belangen überzeugende und mitreißende Interpretation vollendete.
Bei Franz Liszts Mephistowalzer Nr.1 A-Dur aus dem Jahre 1860 konnte die blendend aufgelegte junge Pianistin ihrer Spielfreude einmal mehr freien Lauf lassen. Dieses Werk voller mitreißender Virtuosität und packender Suggestivität riss das Publikum zu begeisterten Beifallsstürmen hin! Die Zuhörer feierten sie mit minutenlangem Applaus.
Thomas Stahl